Kommentar

Als Obmann der IG-Muttersprache Graz verrate Ihnen jetzt ein Geheimnis. Ich gebe es zu: Ich steh auf Tierschützer! Ich mag auch Umwelt- und Naturschützer – auch wenn sie noch immer Vizekanzler oder Bundespräsident sind. Und wenn unser Bundesheer mit „Wir schützen Österreich“ wirbt, so bin ich fast beruhigt. Ich steh auch auf Denkmalschutz, Lärmschutz und Minderheitenschutz. Auch Personenschutz, Regenschutz und Sonnenschutz empfinde ich als nachgerade praktikabel. Nur bei Schutzgeld habe ich meine Bedenken.

Bis vor Kurzem gehörte mein Herz auch den Klimaschützern. Ich begegnete ihnen an Schultagen und außerhalb unserer Bildungseinrichtungen. Dieser Bildungsverzicht als Beitrag zum Klimaschutz machte mich stutzig. Wenn Schulschwänzen zur Klima-Tugend wird, dann läuft etwas in die falsche Richtung. Dabei täte Bildung uns allen gut! Bildung täte auch vor allem jenen gut, die unsere Muttersprache mit Ihrem gestotterten Unfug einer geschlechtergerechten Sprache verschandeln.

Warum frage ich mich seit Langem, geht für unsere Muttersprache eigentlich niemand auf die Straße oder zu einer Demo? Schluss mit Gendersternchen & Co – was für eine plakative Demo-Forderung!

Aber leider der Ungeist der Zeit, der sich Zeitgeist nennt spricht in Sachen Sprache Klartext: Sprachimporte sind per se bereichernd. Und nicht „Binnen-I“, „Pseudo-Anglizismen“ und „Gendersternchen“ gelten als Unfug, sondern Pflege und Schutz unserer Muttersprache. Dabei: Widerstand gegen diesen Unfug, unsere Muttersprache zu verunstalten, zeugt weder von Fortschrittsfeindlichkeit noch von Deutschtümelei, wohl aber von Sorge um unsere kulturelle Identität. Unsere Umwelt, die Natur auch unsere Heimat brauchen unseren Schutz, unsere Pflege. Ebenso unsere (Mutter)Sprache, denn Sprachen gehören zum großartigen kulturellen Vermögen unserer Menschheit, gedeihen aber wie empfindliche Pflanzen – ohne Pflege gehen sie leider ein. Darum will ich auch ein Sprach- und Wortschützer sein, meint Ihr

Ernst Brandl, Obmann IG-Muttersprache Graz